POP
CDs
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NEUES AUS
DER
MUSIKWELT
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Diverse M usiker
ALL MY FRIENDS-
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CELEBRATING THE SONGS &
VOICE OF GREGG ALLMANN
Roundet/Ünivetsal
2
CDs
(
151
’)
Wow - weit mehr als zwei Stun-
den Live-Musik auf zwei CDs, da-
zu DVDs mit dem Mitschnitt des
Atlanta-Konzerts vom 10.1.2014
(siehe DVD-Rubrik)! Die Allmann
Brothers zählen zweifellos zu den
wichtigsten Southern Rock-Bands.
Dennoch muss es den 66-jährigen
Gregg Allman mit großem Stolz
erfüllt haben, dass er so viele
bekannte Wegbegleiter wie Susan
Tedeschi, Keb’ Mo’, Dr. John, John
Hiatt, T a jM ah al oder Vince Gill
auf der Bühne begrüßen konnte!
Auch Instrumentalisten wie Don
Was oder Keyboarder Chuck Lea-
vell sowie die beiden langjährigen
ABB-Gitarristen Warren Haynes und
Tedeschis Ehemann Derek Trucks
rocken kraftvoll und kompetent.
Dieser geballten Kompetenz ist es
zu verdanken, dass das Ergebnis
Redneck-Hardrock a la Lynyrd Sky-
nyrd weit hinter sich lässt.
Tedeschis Gesang in „Stand
Back“ - einer der letzten Songs, be-
vor Duane Allman 1972 tödlich ver-
unglückte - versprüht Feuer; auch
im brodelnden Gitarrenduell von
Robert Randolph und Greggs Sohn
Devon Allman „You Can’t Lose What
You Ain’t Never Had“ scheinen die
Funken zu fliegen. Martina McBride
und Pat Monahan veredeln die Bal-
lade „Can You Fool“, die Allman
1973 mit Ehefrau Cher sang. Und
spätestens, wenn Allman himself
mit Jackson Browne „These Days“
und „M elissa“ vom 72er-Album
„Eat A Peach“ anstimmt, dürften
die Konzertbesucher Freudenträ-
nen in den Augen gehabt haben.
Der Schlusstrack „Will The Circle
Be Unbroken“, wo alle Künstler
gemeinsam auf die Bühne kamen,
setzt einen furiosen Schlusspunkt.
Mit großem Respekt vor dem
„Übervater des Southern Rock“
Gregg Allman spielten und san-
gen die Gratulanten beseelt. Da
sich Haynes und Trucks künftig
eigenen Projekten widmen wollen,
dürfte dies das letzte Konzert All-
mans gewesen sein: der perfekte
Schlusspunkt einer 45-jährigen
Band karriere!
Peter Bickel
MUSIK ★
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KLANG
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Steht im Mittelpunkt eines
einzigartigen Tribute-Konzertes:
Southern Rock-Legende Gregg
Allmann
Paul Stephenson
GIRL WITH A MIRROR
Stockfisch/In-Akustik SACD
(
58
’j
Der Gesang thront präsent und
realitätsnah, das heißt täuschend
echt in der Mitte, das Fingerpi-
cking an den Akustikgitarren perlt
kristallin aus den Boxen, alle wei-
teren Instrumente sind im Stereo-
feld stets exakt zu orten, kurz: Die
jüngste Produktion aus dem Hause
Stockfisch in Northeim begeistert
mit einem süchtig machenden
SACD-Sound! Paul Stephensons
harmonischem Old School-Folk
steht der echt gut. Selbst wenn
der UK-Barde mal ein kontroverses
Thema anpackt und von einem an
Gott zweifelnden Priester erzählt
(„God’s Upstairs“), strebt er ton-
technisch nach W ohlklang und
Schönheit.
hake
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David Gray
MUTINEERS
IHT Records/Rough Trade CD (LP geplant)
Der Riesenerfolg von „White Lad-
der“ war Segen und Fluch zugleich.
Er bescherte David Gray 1998 eine
treue Gefolgschaft, die erwartete in
der Folgezeit jedoch die Wiederho-
lung des immer Gleichen. Auf dem
stimmungsvollen neuen Album be-
freit sich der Brite ein wenig davon,
er versucht mutig Neues. So testet
er etwa ätherische Klangflächen
und schichtet seine Stimme hier
von tieferen Lagen bis zum Falsett
immer wieder zu Chortürmen auf.
Andererseits treibt er die Neuerfin-
dung nie ins Extrem, so dass auch
alle Urfans seiner schwärmerischen
Popmusik letztlich zufrieden sein
dürften. Der goldene Mittelweg.
hake
MUSIK '
KLANG ★ ★ ★
W a lte r Trout
THE BLUES CAME CALLING
Provogue/Rough Trade CD (LP geplant)
(
58
’)
Während Walter Trout seit Mona-
ten auf eine Spenderleber wartet
und um sein Leben kämpft, ist
ihm die Musik lebenserhaltendes
Elixier. In den zwölf Songs des
neuen Albums reflektiert er über
die Endlichkeit des Lebens und
anderes Fundamentale. Ähnlich
unerschrocken wie Johnny Cash in
seinen „American Sessions“ dem
Tod ins Auge blickte, legt auch
Trout gleich mit „Wastin’ Away“ die
Marschrichtung fest und verlässt
diese Route bis zum letzten Stück
nicht mehr. Schneller Rock ‘n‘ Roll,
bluesgetränkter Rock und
getra-
gener Blues werden mit großem
Einfühlungsvermögen
gespielt.
Saubere Produktion.
ml
MUSIK ★ ★
KLANG ★
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Conor O berst
/ f j
UPSIDE DOWN MOUNTAIN
Nonesuch CD (LP geplant)
(
54
’)
„I hope I’ll be forgotten when I
die“ erklärt Conor Oberst ernst-
haft und nicht wehleidig in einem
fröhlich klingenden, mit Country
und Karibik-Folklore angefütter-
ten Popsong. Mehrfach kommt
er auf das Ende einer offenbar
noch schmerzhaft nachwirkenden
Beziehung zurück, einmal zu dem
Schluss kommend: „Freedom’s the
opposite of love/You never keep it
through the paranoia“. Mehr als
einmal sah er sich vorher schon
mit dem Vorwurf konfrontiert, bei
seinen Soloplatten
larmoyante
Nabelschau zu betreiben. Produ-
zent Jonathan Wilson bettet den
Weltschmerz in viel Wohlklang ein.
F. Sch.
MUSIK -
KLANG ★ ★ ★
Dämon Albarn
EVERYDAY ROBOTS
Parlophone/Warner CD (auch als LP erhältlich) (
47
’)
Damon Albarns Solodebüt hinter-
lässt einen zwiespältigen Eindruck.
Mit Brian Eno als Gast und obskuren
Sprachsamples des i960 verstor-
benen US-Comedian Lord Richard
Buckley und aus Timothy Learys
Totenbuch präsentiert der 46-jährige
Musiker nach Produktionen mit Blur,
Gorillaz und The Good, The Bad &
The Queen sein erstes Album unter
eigenem Namen. Albarn zeigt sich in
Nummern wie „Hostiles“ und „Lo-
nely Press Play“ nachdenklich und
introvertiert. Abgesehen von dem
hymnischen „Heavy Seas Of Love“
und dem fröhlichen, afrikanisch be-
einflussten „Mr Tembo“ klingt die
Platte über weite Strecken experi-
mentell und melancholisch.
wz
MUSIK
KLANG ★
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134 STEREO 7/2014
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend I ★ ★ ★ ★ sehr gut I ★ ★ ★ solide I ★ ★ problem atisch I ★ schlecht